Chronik

Chronik des Obst- und Gartenbauvereins Etting

Wann und warum wurden Obst- und Gartenbauvereine in Bayern gegründet?

Das Gründungsjahr des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Etting ist nicht genau feststellbar. In den Beständen des Stadtarchivs Ingolstadt findet sich als einziger Hinweis nur eine Zusammenstellung der Ettinger Vereine vom 6. August 1962, die dem Obst- und Gartenbauverein Etting das Gründungsjahr 1902 mit 25 Mitgliedern zuschreibt und vom damaligen Gemeindeschreiber Hans Werner unterzeichnet ist (Stadtarchiv IN A/E 416 vom Juli 1984).

Der frühere Vorstand, Herr Johann Draxler, hatte den Gemeindeschreiber nach weiteren Unterlagen befragt. Dieser gab an, dass nach dem Krieg die meisten Gemeindearchivunterlagen der Vereine, wegen belastender oder zumindest ungünstiger Teile aus der Hitlerzeit, verbrannt worden waren.

In den Jahren 1995 bis 2000 wurden ältere Mitglieder über den OGV befragt. So wusste der im Jahr 1900 gebürtige Ettinger und als „Sonner Sepp“ bekannte Josef Mader, dass sein 1867 geborener Vater, Josef Mader, Vorstand und zugleich Vereinsdiener des OGV war. Wie lange sein Vater Vorstand war ist nicht bekannt. Als Gründungsmitglieder benannte er auch den „Wegmacher“ Thomas Vollnhals, der die Bäume – hauptsächlich Straßenäpfel – besorgt und gepflanzt   hat und den Franz Schmid, genannt „Hallermo“. Das Obst haben sie zum Teil in der Stadt verkauft.

Fast alle Bauern und Einwohner, die einen größeren Garten hatten, waren Mitglieder im Verein. Für die Versammlungen musste sein Vater als Vorstand und Vereinsdiener auch „einsagen“, d. h. alle Mitglieder wurden persönlich aufgesucht und eingeladen. Die Zusammenkünfte waren abwechselnd in den drei Wirtshäusern: Schlosswirt, Sternwirt und Egen (=Hainzinger Sepp).

Nach der Meinung des Sonner Sepp gab es zu dieser Zeit (vor dem 1. Weltkrieg) etwa 500 Einwohner in Etting. Davon waren ca. 20 – 30 Einwohner Mitglied im Obst- und Gartenbauverein. Er meint, dass der Verein um 1900 gegründet worden sei. Der Jahresbeitrag betrug damals 1,20 Mark. 

Johann Mayer, genannt „Manse“, Jahrgang 1921 und Ehrenmitglied des OGV sagte, dass es so um 1935 / 1936 gewesen sein muss, er ging noch in die Feiertagsschule, da habe er schon mitgeholfen Bäume zu spritzen. Der Verein war zu dieser Zeit aktiv. Vorstand war der Mader Hias (Matthias). Er bestätigt auch die Aussagen vom Hans Zöpfl entsprechend der Baumspritze und dass sie zu den Leuten gefahren und die Bäume gegen Gebühr gespritzt haben. Er war der Spritzenwart. Zu dieser Zeit gab es auch eine Schulung für „Baumveredelung“.

Dass es auch noch weitere Aktivitäten gegeben hat, bestätigt ein Schreiben vom 24. März 1930 der Fa. Johann Wiesheier, Gärtner in Gaiganz, Oberfranken, Landesprodukten-Versand. Auf einem Rechnungsvordruck wurde dem OGV-Vorstand mitgeteilt, dass die bestellten Obstbäume per Bahn nach Gaimersheim (Bahnhof) geliefert worden sind. Es geht daraus auch hervor, dass es sich um eine Sammelbestellung handelte. (Rechnung befindet sich im Archiv des OGV).

Das vorhandene Kassenbuch beginnt mit dem ersten Eintrag vom 27. März 1938 mit Einnahmen aus Beiträgen von insgesamt 66,– Mark und für das Spritzen    von Obstbäumen 115,50 Mark. Beiträge wurden zuletzt für das Jahr 1939 erhoben. Das Kassenbuch endet mit Datum vom 6. Februar 1941. 

Die Zeit im dritten Reich

Das Kassenbuch beginnt wieder am 12. Mai 1948 mit dem Übertrag des Guthabens in Höhe von 21,72 Mark aus dem Jahr 1941. Im Jahr 1948 waren Einnahmen von 35,– Mark und Ausgaben von 30,70 Mark verzeichnet. Von da an ging es wieder kontinuierlich weiter. 1960 ergaben die Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen 48,00 DM. Die Ausgaben für den Beitrag an den Landesverband betrugen 25,– DM. Der Kassier erhielt für seine Tätigkeit 4,20 DM.

Dieses gebundene Kassenbuch war bis Ende 1994 in Gebrauch.

Hans Zöpfl, Geburtsjahr 1935, wurde bereits mit 16 Jahren Schriftführer und blieb es 40 Jahre lang. Er ist heute Ehrenmitglied. Er erinnerte sich noch, dass seinerzeit, ab 1951, bei den Versammlungen beim Sternwirt meist 15 – 20 Mitglieder anwesend waren. Dem Verein gehörte eine Obstbaumspritze, die auf einen Schubkarren montiert war. Außerdem gab es noch eine Gemeindespritze mit ca. 200 Litern. Die Bauern spritzten damit die Felder und der Gartenbauverein die Bäume. Ab etwa 1953 wurden auch Baumschnittkurse durchgeführt. Als Referenten fungierten damals die Gartenfachberater des Landratsamtes oder Baumschulbesitzer.

Am 9. Juni 1948 versammelten sich die Gartenfreunde Ettings beim Sternwirt um den Verein wieder aufleben zu lassen. Als Vorstand wurde Albert Mader gewählt. Ihm folgte als Vorstand Matthias Mader und zwar von November 1949 bis Februar 1958. Im Jahre 1950 waren 38 Mitglieder eingetragen.

Im Februar 1958 wurde der Lehrer Johann Draxler als Vorstand gewählt, der den Posten bis Februar 1968 innehatte. Bis Februar 1969, als es ein Jahr lang keinen 1. Vorstand gab, führte der damalige 2. Vorstand Gottlob Kißling den Verein. Dann wurde wieder Albert Mader bis 1973 als Vorstand gewählt. Nachfolger Georg Wenger übte das Amt bis Februar 1975 aus. Mit Walter Mayer leitete ein Vorsitzender mit fast 20-jähriger Erfolgsgeschichte den Obst- und Gartenbauverein bis März 1994. Als sich bis November 1994 erneut kein Vorstand fand, wurde der Verein kommissarisch von Karolina Kammler und Angela Gaul geführt. Von November 1994 bis März 1999 übernahm Anton Frank den Vorsitz. Anschließend lenkte Friederike Kißling die Vereinsgeschicke bis März 2007. Als sich erneut niemand bereit erklärte den Vorsitz zu übernehmen, sprang Anton Frank wieder als Nothelfer ein. Am 21. November 2010 wurde Margarete Donaubauer als 1. Vorsitzende und erstmals eine reine Frauen-Vorstandschaft gewählt.

Die Aktivitäten bestanden hauptsächlich in fachlichen Vorträgen, Ausflugsfahrten, geselligen und kulturellen Veranstaltungen, Blumenwettbewerben, Sammelbestellungen für Gartenartikel, Pflanzungen von Bäumen in Etting, Vertikutieraktionen, Wanderungen, Baum- und Strauchschnittkurse u. a..

Derzeitige Ehrenmitglieder: Johann Draxler, Johann Mayer, Hans Zöpfl und Walter Mayer.